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WHY matchpoint

MATCHPOINT – KONZENTRATION, absolute Ruhe, alle wollen gewinnen, wer will schon der Verlierer sein? Wie holt man sich den letzten Punkt der notwendig ist, um das Match zu gewinnen – und wann hat man überhaupt in der Kunst gewonnen? Sind die Spielregeln klar definiert, bzw. wer gibt sie vor? Oder stellt man besser die eigenen Regeln auf? Ein ständiges Hin und Her, mal härter mal weniger hart. Eigentlich hat niemand eine konkrete Idee wie das Spiel geht, irgendwas reizt einem dran, keine Ahnung was genau. Zuerst ist da einmal die Hürde mitspielen zu dürfen. Bzw. wie wird man eigentlich Künstlerin. Naja man kann mal mit der Ausbildung beginnen. Wobei der Begriff Ausbildung ja schon mal einer Klärung bedarf. Also ich mach eine Aufnahmeprüfung auf einer Kunstuni zb um in Wien zu bleiben, der Universität für angewandte Kunst oder Akademie der bildenden Künste. Na und dann ist man ja auf jeden Fall mal Künstlerin, oder nicht? Also man könnte jedenfalls meinen, was auch immer man dort gelernt hat was eine Künstlerin kann, sein soll, können sollte. Also was ich defacto nicht gelernt habe, ist, was es bedeutet Künstlerin zu sein, oder aber kann man das überhaupt lernen, sowie Zahnarztassistentin? Ich habe viele Drucktechniken gelernt, Kunstgeschichte, es wurden Arbeiten, meine, und die von den anderen besprochen. Also du konntest Arbeiten produzieren wie auch immer du sie dir vorstellst. Welche Technik, welche Materialien, welche Themen, alles super frei. Aber was ich dann mit denen mach, wer sie wo sehen soll und warum, was ich damit erreichen will, wann ich sie wo ausstellen soll oder wer sie vielleicht kaufen will – hm das war ebenso, ur super, ganz frei.  Wahrscheinlich hat sich das alles total verändert, ich habe ja bereits 2003 das Lehramtsstudium und dann 2006 das Diplom Studium Malerei und Grafik gemacht. Das ewig her und ja auch nun wirklich mein subjektiver Blick. Und natürlich, ich war ja trotzdem noch ur jung, also jünger jedenfalls, das macht ja auch was. Also jetzt befinde ich mich jedenfalls am Spielfeld, und ich kann schnell sein, habe immer Turnschuhe an, dann geht das. Ich laufe viel, genieße es voll, den Ruhm, den Antrieb, den Applaus, die Herausforderung, das Gegenüber. Wieviel Ausdauer und Power hat man, um mitspielen zu können – es wird dann nach oben hin immer dünner – viele sind es dann nicht mehr. Mit wem lohnt es sich zu matchen, reicht eine genaue Recherche oder besser viele durchzechte Nächte?  Ich liebe ja Kommunikation, je tiefer umso besser, aber es muss nicht immer tief sein, ein Diskurs ist halt spannend, kommt auf das Gegenüber an. Eine Reibung, eine Herausforderung, die zum Nachdenken anregt. Gesellschaftlich gesehen oder ein Blick aufs Individuum. Am 8. März ist Internationaler Frauentag und ich sitze im Künstlerhaus Wien am Podium mit den Architektinnen und Kunsthistorikerinnen Judith Benzer, Judith Eiblmayr, Ingrid Holzschuh, Franziska Leeb und Ines Nozic, moderiert von Sne Veselinovic um über FRAUEN IN ARCHITEKTUR UND KUNST zu diskutieren. Beim ersten Zoom Meeting noch bevor ich überhaupt von meinem Staatsstipendium erzählen kann, bei dem ich letztes Jahr Forschung zu dem Thema Raum/Frauen/Karriere/Kinder in unterschiedlichen Disziplinen betrieben habe – heißt es einheitlich von allen Teilnehmerinnen, also über Vereinbarkeit wird dieses Mal sicher nicht mehr gesprochen, da sind wir echt schon durch! UPS, echt jetzt denke ich, traue mich aber nicht unmittelbar darauf zu reagieren, sind doch alle ein bissi älter, erfolgreicher, intellektueller und überhaupt.  Aber Moment mal, es wird doch nicht ständig über Vereinbarkeit gesprochen, im Gegenteil, seit 10 Jahren fragt mich nie irgendjemand ob ich Kinder habe, Künstlerinnen mit Kinder, das gibt’s halt einfach nicht. Schnell habe ich mir abgewöhnt zu sagen, dass ich Kinder habe. Nachdem ich scharf und eindeutig zurechtgewiesen wurde, dass man keine richtige Künstlerin mehr sein kann, wenn man Kinder hat, kamen sie eben nicht mehr vor. Irritiert hat es mich zwar schon warum dann Künstler so bewundert und ihnen applaudiert wurde, wenn diese ihre Kinder bei Vernissagen mit hatten – aber ich plötzlich nicht mehr ernstgenommen wurde! Ich habe mich dann schriftlich zu Wort gemeldet, wie ich das als Künstlerin mit Kindern sehe und warum ich es doch ziemlich wichtig finde, darüber einen Diskurs zu führen. In der Architektur hörten sie die Frage immer wieder, wurde mir erklärt, aber in den 90er Jahren war es ganz selbstverständlich, dass die Betreuung der Kinder 50/50 aufgeteilt war, und man eben beides hatte. Ich freue mich total auf dieses Gespräch und finde es so wichtig sich mit anderen Generationen und Disziplinen auszutauschen. Mir fehlt massiv ein gesellschaftspolitischer Diskurs! Um dieses Gespräch hervorzuheben mache ich in der Factory eine Site-specific Installation – ich nenne sie ‚Match‘, es könnte also ein Tennisplatz sein, oder aber auch ein Pool, letztendlich schwimmen wir alle wie wild herum. Die Veranstaltung findet im Zuge von Draft 2.0 statt, der Bereich Architektur vom Künstlerhaus, wird eingeladen die Factory zu bespielen – das ist super, der Raum ist riesig, museal, das ganze Haus richtig fett. Und das muss ja auch schon als Ansporn reichen, da was machen zu wollen. Ist es auch, wäre da nicht, ähm Moment mal, das ist ja mein Job und meine monatliche Rate vom Kredit sollte dann schon auch noch bezahlt werden, und ja essen möchte meine Familie auch was und so, Leben halt. Hm, tja das ist nun halt wirklich blöd, das geht leider nicht, Budget gibt’s diesmal leider nicht, versprochen das nächste Mal dann fix. Wir beschließen also wir nehmen den Raum, machen zwar keine Ausstellung – denn ohne Budget keine Ausstellung – nennen das ganze mal SPACE AND WORK FOR FREE – RAUM UND ARBEIT GRATIS. Davon bekommen wir zwar immer noch kein Budget aber wenigstens thematisieren wir die prekäre Situation in der Kunst. Ein ständiges Matchen eben – was ich vermisse – warum berichtet so selten jemand über die Künstler*innenszene, den Prozess, die Herausforderungen. Warum schreibt in Österreich niemand über Künstler*innen die jetzt aktiv die Kunstszene prägen – gibt es sie nicht?  Ich habe letztes Jahr deswegen begonnen darüber zu schreiben! Und es wird auch gelesen, HA! Was mich natürlich freut, denn ich dachte natürlich sofort – ähm kann ich schreiben, hab ich was zu sagen, interessiert das jemanden? Dazu aber mehr in WHY matchpoint!

WARUM braucht es also den 245.907ten Blog auf dieser Welt! Ja er wird dringend gebraucht!! Kunstkritische Texte gibt es nur im Bezug auf Ausstellungen und nennenswerten Institutionen. Die Texte sind meist so geschrieben, dass sie niemand versteht, oftmals plagt man sich als Künstlerin. Je komplizierter und umständlicher umso wichtiger – echt jetzt? Ja ich erfreue mich auch stets, wenn ich ein neues Wort dazulerne und differenzierter beleuchten kann – deswegen leide ich oft, wenn ich englisch rede, da komme ich mir dann nur lächerlich vor, wenn ich so wenige Ausdrücke kenne. Aber was hat es für einen Sinn nur für die Kunstbubble zu schreiben. Was spricht dagegen sich in mit anderen Disziplinen auszutauschen, auf andere zu zu gehen, andere anzusprechen, zu erwischen wo man sich halt einfach menschlich trifft. Kunstzeitschriften sind ein wichtiges Instrument für den wissenschaftlichen Diskurs es werden Forschungsergebnisse veröffentlicht, Rezensionen publiziert und Ausstellungen besprochen und Kunstmagazine legen ihren Fokus auf zeitgenössische Kunst und informieren über aktuelle Trends aus der Kunstszene. Zum Beispiel gibt es in Österreich online und print Kunstmagazine wie - CAMERA AUSTRIA, LES NOUVEAUX RICHES, Parabol Art Magazine, springerin, The Gap, PARNASS – doch wo sind die Texte die persönliche Einblicke in das Leben zeitgenössischer Künstler*innen geben. Schließlich geht es doch um Einiges mehr als um fertige Arbeiten, die bewundert, kritisiert, verglichen, verkauft und versteigert werden. Ich habe viele Gespräche mit Künstlerfreundinnen, Künstlerkolleginnen geführt bei denen wir gemeint haben, wir müssten uns eigentlich aufnehmen – wir könnten soviel Wissen weitergeben, Informationen für Künstler*innen aber auch spannende Einblicke für alle die nichts mit Kunst zu tun haben. Wer weiß schon darüber Bescheid wie ein Alltag einer Künstler*in aussieht, welche Bereiche abgedeckt sein müssen, welche Herausforderungen es gibt, wie man Geld mit Kunst verdient, worüber nachgedacht wird. Ich bin mir sicher, würde man sich mehr in allen Disziplinen austauschen, gäbe es eine enorme Bereicherung sowohl in fachlicher Hinsicht als auch auf emotionaler, persönlicher, menschlicher Ebene. In diesem Sinne, ich freue mich total auf den BLOG MATCHPOINT, auf superspannende Texte, Einblicke in die Kunstwelt, Anregungen von euch – schreibt mir was euch interessiert, wen ihr interviewt haben wollt, ich freue mich über Kooperationen und Austausch!

ABOUT
Petra Gell

Mit meiner Kunst bringe ich gesellschaftspolitische Themen nicht nur auf Papier, es ist nicht nur ein Beschreiben von etwas, sondern ein Aufzeigen von Fragestellungen durch ortsspezifische Rauminterventionen. Ich greife unsere gebaute Umwelt auf, Architektur wird sozial gedacht, mein Ausstellungsraum interdisziplinär, für einen feministischen politischen Diskurs genutzt. Meine Arbeit hinterfragt den Ort, an dem wir leben, unsere Umgebung, den Raum, den wir zur Verfügung haben. Fragen kreisen dabei um das Individuum und dessen Space Around. Welche Räume müssen erobert und angeeignet werden? Welche Räume brauchen Frauen, die ihnen Entfaltung bieten, in denen sie sich frei fühlen, wo sie ganz sie selbst sein können, in denen ein transnationales, solidarisches und gleichberechtigtes Miteinander jenseits von herrschenden Raum- Geschlechter- und Statuszuordnungen möglich ist. Was bedeutet es Fragen zu haben, die das Individuum betreffen aber auf politischer Ebene geklärt werden müssen! In unserer kapitalistischen leistungsorientierten Gesellschaft gibt es stets zu wenig ZEIT und zu wenig RAUM. Wie unterschiedlich wird Arbeit bewertet, es geht um Macht und Freiheit! Wir brauchen Raum zum Denken, meine künstlerische Arbeit bietet diesen Raum. Sie ist als Kritik gedacht. Ein Raum für soziales Handeln. Die soziale und räumliche Strukturierung von Gesellschaften und ihrem Wandel, soziale Ungleichheit, die noch nicht erreichte Gleichberechtigung, Fragen des Zusammenlebens werden neu verhandelt. Wie bekommt man den Raum, den man braucht? Wir brauchen einen Genderdiskurs um Allianzen zu bilden um einen fortlaufenden Dialog über die Zukunft feministischer Praktiken in Kunst und Architektur anzustoßen. Aufgaben und Anforderungen an Frau sein und ihren tief verankerten historischen Rollenbildern werden hinterfragt. Nur ein solidarisches transnationales Miteinander ermöglicht ein Weiterkommen! Feminismus muss groß gedacht werden. In meiner künstlerischen Praxis bringe ich interdisziplinär Frauen zusammen, die individuelle sehr intime und persönliche Einblicke geben in ihr Denken, Schaffen, Zustände der Erschöpfung, Errungenschaften. Wir brauchen mehr Kommunikation, Sichtbarkeit, Austausch, gegenseitiges Stärken und Bewundern – nur gemeinsam kommen wir vorwärts.

Zeitgenössische, feministische und kritische künstlerische Raumpraxis
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