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  • URSULA SUSANNE BUCHART

Rüsselritter, Queen, Porträt


Details 'A Portray of Fashion no 4' 2018 Acryl und Wasser auf ungrundierter Leinwand 85 x 60 cm


Das Portrait, nicht nur als klassisches Sujet, steht in meiner Arbeit immer im Fokus und ist für mich von großem Interesse. Dabei geht es mir weniger um das Abbild einer bestimmten Person, als um die Berührung des Wesens durch die Abbildung. Das kann auch ein Objekt sein, wie etwa die Oberfläche einer Wurstpelle aus Kunststoff. Das vom Menschen-Gemachte steht bei meiner Position meistens im Mittelpunkt. Auch das Wesen unserer Kommunikation, nicht nur der verbalen, sondern vor allem der nonverbalen. Es scheint, als ob wir Rollen kreieren, um jeden Tag eine Art Theaterstück zu inszenieren. Meine Bilder denken darüber nach, wo und wann die Rollen, unserer Vorstellungen von einem guten Leben, abrutscht, wenn es zum Beispiel um ein bestimmtes Bild von Schönheit und ihrem Wert geht. Wann nehmen wir unsere vorgefertigte Rolle ein? Wie wird sie uns vorgelebt und vorgeprägt? Wie funktioniert die damit konstruierte Kommunikation zwischen Menschen? Die Gedanken dazu und vorläufigen Antworten auf diese Fragen treiben mich immer wieder zum Malen. Auch das Bedrängende unserer uns umgebenden Wirklichkeit, die Überforderung bei der Beschäftigung mit zahlreichen Fragen unserer Gegenwart, etwa nach der Sinnhaftigkeit unseres Tuns und Treibens, unseres Konsumierens und Produzierens und der damit eng verbundenen Frage nach der Endlichkeit, sowohl unserer eigenen Existenz, als auch der, von uns genutzten Ressourcen, möchte ich bei meiner Bildfindung verdeutlichen.



'Rüsselritter' 2013 Öl, Acryl und Wasser auf ungrundierter Leinwand 160 x 140 cm


Zorn, Angst, Ekel, Neid „Es reicht nicht, negative Gefühle wegzusperren oder zu unterdrücken.“ Martha Nussbaum

Die Furien aus der Antike, auf die sich Martha Nussbaum bezieht, brauchen einen Platz innerhalb der Gesellschaft. Dadurch werden sie milder. Ein Rückblick Martha Nussbaums Werk „Königreich der Angst: Gedanken zur aktuellen politischen Krise“ spricht von genau den unangenehmen Emotionen, die in mir stattfanden, als ich das Bild Rüsselritter 2013 begann . Diese Phase meines Lebens war begleitet von Angstzuständen und Einsamkeit. Meine Werke weckten bei vielen Kaufinteressierten großes Interesse. Sammler*innen besuchten mein Atelier. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen bis dahin entwickelten Blick auf die Malerei und meinem eigenen Umgang mit ihr jedoch satt. Ich wollte etwas auf die Leinwand bringen, was mir weniger angepasst erschien. Bisher hatte ich viel getan, um zu gefallen. Anstelle erprobter Strategien nahm ich mir diesmal vor, so unausgewogen wie möglich zu arbeiten. Ohne Rücksicht auf ungeschriebene Regeln zu nehmen, auch nicht das Hässliche dann doch wieder zu harmonisieren und zu ästhetisieren. Das oben genannte Werk Nussbaums zeigt mir, dass mein damaliges rein intuitives Vorgehen, eine Methode war, mir meine Angst vor der Welt, meinen Eltern, der namenlosen inneren Einsamkeit vor Augen zu führen. Es fühlte sich an, als ob diese selbst auferlegte Rüstung, unangenehmen Gefühle, wie Angst, Zorn, Ekel, jahrelang eingesperrt waren und sich anfühlten, als ob diese alle anderen Anteile meiner Menschlichkeit, wie einen Fleischwolf zerstörten.

„Achillos zeigt, dass eine demokratische Rechtsordnung den Zorn nicht einfach einzäunen kann. Vielmehr muss sie ihn grundlegend verwandeln. Von etwas, was zwanghaft, blutrünstig ist, zu etwas Menschlichem. Das Gründe der Vernunft gelten lässt und Leben schätzt, statt es zu bedrohen. Die Furien werden weiterhin gebraucht, weil die Welt eine unvollkommene ist und es immer wieder Verbrechen geben wird mit denen man sich befassen muß.“ Martha Nussbaum



'Queen' 2021 Acryl und Wasser auf ungrundierter Leinwand 85 x 60 cm


Während meines Studiums in Wien habe ich mich viel und intensiv mit Barockmalerei auseinandergesetzt - vor Gemälden wie z. B. denen von Artemisia Gentileschi, Peter Paul Rubens und Rembrandt Harmenszoon van Rijn gezeichnet und im Atelier malerisch paraphrasiert. Das Verständnis der Barockmalerei über Räumlichkeit, die allein die Farbperspektive erzeugt, ist viel weniger begreifbar als bei der errechenbaren Zentralperspektive und unterscheidet sich damit grundsätzlich von der Renaissancemalerei. Bilder von Antoine Watteau sind ein gutes Beispiel, um zu demonstrieren was ich meine: Die Qualitäten weicher sanfter Übergänge, in denen sich die Figuren unbemerkt von ihrer Umgebung abgrenzen, habe ich erforscht und entwickelt. Vorzugsweise verwende ich Acrylfarbe und gehe damit stark verdünnt auf ungrundierte, ebenfalls stark von Wasser durchtränkte Leinwand. Während dieses Moments mache ich mir die sehr stark saugende Qualität des Stoffes zunutze und lege dünn, Schicht um Schicht auf und erreiche damit sehr weiche ineinander übergehende Flächen und erzeuge somit Farbtiefen, die sehr ungewöhnlich sind für diese, eher als dekorativ bekannte Farbe. Das braucht sehr viel Geduld. Oft komme ich erst nach Wochen oder Monaten zum Schluss und male mehrere Bilder gleichzeitig. Jedoch ist dieser Prozess auch meiner Bildfindung selbst immanent und macht es mir möglich auf malerische Weise Objekte miteinander derart schlüssig zu verbinden, dass eine von vorn herein ungeahnte Komposition entsteht.





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